I focus my experiencing and awareness on being
"a pioneer of Evolution
in learning to feel":
I let my Body vibrate and my Heart 'womb'
pain, shame, fear, boredom, powerlessness,
so feelings can >heal >guide>fulfill>evolve,
and ~~~ offer ~~~"goldmines"~~~ to us all!!
"I
want you to feel everything, every little thing!"
K.I.S.S. -
L O G 2
0 0 8
Keep It Simple Sweetheart
1
2
3
4
5
6
7
My
new Midrash and song
in 5 languages
about the prophecy of Maleachi
3, 16
["YHWH" is named "HA-SHEM"= The
Name]
1 2 3
How Learn And
I The Train
Heal Conditions In
Myself For Creating
Into Heaven Those
Whole On Conditions
Self-acceptance Earth Daily
Click!
az
nidberu yir'ee YHWH ish
- el - re'eehu
va-yaqshev [YHWH]
va-yishma'
Then those who see Ha-Shem, will talk
among each other,
and he listens and he
hears
yatakaalamuna allathina
yarau'na-hu ,
va-yusri va-yasma'
Dann die IHN schauen, werden reden miteinander,
und er lauscht und er
hoert
Puis ceux qu'ils voient Ha-Shem, se parlent
l'un a l'autre
il entends,
il ecoute
Know exactly what you want, communicate clearly what you want,
then get out of the way, live and play, and let happen what
may! 7:35 I desire to allow myself during
these last 5 days to let go of all purpose, plan and discipline
and let me trust, that whatever I "choose" from the
harvest of Rosenzweigs' living and loving
will be interwoven in my own living and loving in a way that
is healing for me and my Sixteen.
And if anything else will want to come into my life in these
5 days, I desire to be welcoming.
the 11 year old boy who wanted
to learn Hebrew "properly"
hodayot [thanksgivings] for
today
8:03
My Body, my Partner,
my God
Though I'm constantly giving thanks to you during the day
for ever so many of your functions to make living and loving
possible for us,
I want, during these 5 days, to focus on those functions,
which got more and more paralyzed
in Franz Rosenzweig's body, as far as I can learn from his own writings,
his wife's remarks or my imagining.
Affected were not only legs and feet, arms, hands and fingers!!!!
But let me - today - first thank you for these limbs:
in the words of my song about "Heaven
on Earth":
My legs to climb up
and my back to bend down!
....
My fingers to touch
and my arms to embrace!
Wolfdietrich
Schmied-Kowarzik (Hg.)
Franz Rosenzweigs »neues Denken«.
Band I: Selbstbegrenzendes Denken
– in philosophos
Band II: Erfahrene Offenbarung
– in theologos
Aus der Amazon-Redaktion Kurzbeschreibung Zum 75. Todesjahr des jüdischen Religionsphilosophen
Franz Rosenzweig fand im März 2004 in seiner Geburtsstadt
Kassel zum zweiten Mal ein großer Internationaler Kongress
statt: Franz Rosenzweigs "neues Denken". Galt es beim
ersten Kongress 1986 zum 100. Geburtsjahr allererst wieder an
den Philosophen Rosenzweig zu erinnern, so wird in den vorliegenden
Kongressbeiträgen von 90 Referenten aus aller Welt das ganze
Spektrum des "neuen Denkens" Rosenzweigs in seinen vielfältigen
Bezügen und Differenzierungen zu anderen Denkern des frühen
20. Jahrhunderts und in seiner fortwirkenden Bedeutung für
uns heute behandelt. Im ersten Band "Selbstbegrenzendes Denken
- in philosophos" geht es um Rosenzweigs Abgrenzung von der
idealistischen Philosophie und seinen existenzphilosophischen
Neuanfang. Der zweite Band "Erfahrene Offenbarung - in theologos"
setzt sich in Abhebung von der überkommenen Theologie mit
Rosenzweigs Religionsphilosophie auseinander.
Über den Autor Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik,
geboren 1939, lehrte in Münster und Bonn, bevor er den Lehrstuhl
für Philosophie und Pädagogik mit dem Schwerpunkt Praktische
Philosophie in Kassel übernahm. Herausgeber der Schriftenreihe
Studien zur Philosophie der Praxis und Präsident der Internationalen
Rosenzweig Gesellschaft Franz Rosenzweig.
Existentielles Denken und gelebte Bewährung (1991);
Edition: Der Philosoph Franz Rosenzweig (1886–1929), 2 Bde.
(1988).
Kassel
ist ein Zentrum der Rosenzweig-Forschung
An der UNIK wird seit 1979 zu Franz Rosenzweig
geforscht. Zum 100. Geburtsjahr Rosenzweigs organisierten die
Philosophen der UNIK 1986 unter Leitung von Prof. Dr. Wolfdietrich
Schmied-Kowarzik einen ersten internationalen Kongress. 2004
fand zum 75. Todesjahr Rosenzweigs ein zweiter internationaler
Rosenzweig-Kongress mit 90 Referenten und mehr als 400 Teilnehmern
statt. Die nächste größere Rosenzweig-Konferenz
fand in enger Kooperation mit der UNIK 2006 in Jerusalem statt.
Es liegt also nahe, an der Universität
Kassel über die laufenden Forschungsprojekte hinaus, mit
den neu erworbenen Briefkonvoluten und Materialien eine Franz-Rosenzweig-Forschungsstelle
mit einem Archiv aufzubauen. Ähnliche Archiv-Forschungsstellen
zu Hermann Cohen (Zürich), zu Martin Buber (Jerusalem/Bonn),
zu Hans Ehrenberg (Bochum/Bielefeld), zu Eugen Rosenstock-Huessy
(Dartmouth, USA) bestehen seit längerem. Kooperationen
befinden sich im Aufbau.
In commemoration of the 75th anniversary of Franz Rosenzweig’s
death, an International Congress entitled Franz Rosenzweig’s
»New Thinking« was held March 2004 in the Jewish
religious philosopher’s city of birth, Kassel. After the
first congress one hundred years after his birth in 1986, whose
intention was to draw attention to the achievements of Rosenzweig
as a philosopher, the second Congress included 90 speakers from
all over the world, all gathered to illuminate the whole spectrum
of his »new thinking« in its manifold relevance
for and differentiation from other major thinkers of the early
20th century as well as to illustrate Rosenzweig’s continued
importance for us today.
The first volume Thinking Beyond the Idealist Self – in
philosophos discusses the ways in which Rosenzweig distances
himself from idealist philosophy and outlines his new existentialist
beginnings (Introduction, Changing the Front, Time-Factuality-Aesthetics,
Ethics- Pedagogics-Politics, Fackenheim Memorial).
The second volume Revelation Experienced – in theologos
discusses Rosenzweig’s religious philosophy as opposed
to traditional theology (Approach, Experience-Revelation-Language,
Judaism- Christianity-Liturgy, Inspirations of a Friendship,
Exhibitions and Memories).
Despite my decision to keep away from new
"input", or at least from sculpting this input on
K.is.s.-Log
I had to listen to the 10 min. "Lyrics
for Everyone" by Lutz Goerner
(fantastic as always, this
time about "Ringelnatz") at 10:05
and to the philosophical program "Sternstunden", which
follows it, and which today was breath-taking:
an encounter in the studio with Carl
Djerassi,
the father-mother of "the pill", a JEW from Austria
born in 1923!!! (What I missed in that program, was a
reference to what I think is one of the outcomes of the pill:
the imbalance between males and females, for instance in India
and China, and the horrid consequences of this imbalance
- I couldn't bear to see more than 2 minutes of a recent doc
about the rape and commerce with women in rural China...)
Lutz Goerner , "Lyrik fuer Alle"
-
Folge 139 – Joachim Ringelnatz 1 Nach der Hauspostille von Bertolt Brecht
stelle ich Ihnen nun einen Lyriker vor,
der zwar unpolitisch daherkommt, aber dennoch sofort 1933
von den Nationalsozialisten verboten wurde.
Im Oktober 1924 stand folgende Kritik in der Neuen Leipziger
Zeitung und gekennzeichnet war sie mit dem Kürzel EK.
Dahinter verbirgt sich Erich Kästner, der Dresdner.
Und geschrieben hat er sie über einen Thüringer,
der in Sachsen, in Wurzen, als Hans Bötticher geboren
wurde.
1883 war das.
Kästner schreibt: »Es ist so traurig, dass
sich die meisten angewöhnt haben, über ihn als einen
Hanswurst und Suppenkaspar zu lachen.
Merken denn so wenige, dass man keine Kabarettnummer, sondern
einen Dichter vor sich hat?
Er reißt keine Witze. Er hat Humor; also
jene Gemütskrankheit,
die eine große Traurigkeit mit Ironie und Güte
zu kurieren sucht.
Mit Güte für die andern und mit Ironie gegen sich
selbst.«
Soweit Kästner.
Die Rede ist von Joachim Ringelnatz, der sich erst 1919 mit
36 Jahren dieses Pseudonym zulegte.
Joachim Ringelnatz stammte aus einem gut situierten Bürgerhaus.
Der Vater war Unterhaltungsschriftsteller und Tapetenmusterzeichner,
aber der Sohn ist etwas schief ins Leben gebaut, ein schlechter
Schüler ist er.
Seemann will er werden und so wird er mit 18 Jahren Schiffsjunge.
Zwei Jahre später beginnt er eine kaufmännische
Lehre,
dann absolviert er seine Dienstzeit bei der kaiserlichen Marine,
beendet anschließend die Lehre,
dann folgen zwei wilde, unruhige Wanderjahre
und 1909 landet er als Hausdichter im berühmten Simplizissimus
in München bei der Wirtin Kathi Kobus.
Da ist er 26.
Hausdichter im Simpl bedeutete: kaum Geld, zwei, drei Gläser
Wein am Abend, Kathi Kobus besingen und ab und zu Gedichte
vorzutragen.
Die Simplizissimus Bowle Im Hofe links steht eine Tonne,
Am Himmel oben steht die Sonne,
Und zwischen Sonne und dem Fass
Steht Kathi mit der Ananas.
Und wenn, jetzt wird die Kathi blass,
Der Schatten von der Ananas
Dann auf die Wassertonne fällt,
Dann – ist die Bowle hergestellt.
Ein Jahr später erscheint sein erster Gedichtband, der
mit folgendem Gedicht beginnt:
Ich werde nicht enden zu sagen:
Meine Gedichte sind schlecht.
Ich werde Gedanken tragen
Als Knecht.
Ich werde sie niemals meistern
Und doch nicht ruhn.
Soll mich der Wunsch begeistern:
Es besser zu tun.
Inhaber des Tabakladens
Zum Hausdichter wird er in München. Aber er ist nicht
zum Kaufmann geboren.
Wieder beginnt er zu reisen und einige seiner tausend Jobs
auszuüben.
Sein Schiffsjungen Tagebuch erscheint und sein zweiter Gedichtband
Die Schnupftabakdose.
Da ist er 29 Jahre alt und heißt immer noch Hans Bötticher:
Die Ameisen
von Hans Bötticher
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.
Den 1. Weltkrieg beendet Hans Bötticher als Kommandant
eines Minensuchbootes.
Er ist Leutnant zur See und sagt bei seiner Beförderung:
»So, un nu möschtsch
Pfarrer wern!«
Er wird aber Joachim Ringelnatz und recht erfolgreich,
sodass er Leonarda Pieper heiraten kann, die er Muschelkalk
nennt.
Bei der Hochzeitsfeier in einer Schwabinger Kneipe trägt
er ihr folgendes Gedicht vor:
Ansprache eines Fremden an eine
Geschminkte vor dem Wilberforce Monument Guten Abend, schöne Unbekannte! Es ist nachts halb
zehn.
Würden Sie liebenswürdigerweise mit mir schlafen
gehn?
Wer ich bin? – Sie meinen, wie ich heiße?
Liebes Kind, ich werde sie belügen,
Denn ich schenke dir drei Pfund.
Nein, ich küsse niemals auf den Mund.
Von uns beiden bin ich der Gescheitre.
Doch du darfst mich ruhig um drei weitre
Pfund betrügen.
Glaube mir, liebes Kind:
Wenn man einmal in Sansibar
Und in Tirol und im Gefängnis und in Kalkutta war,
Dann merkt man erst, dass man nicht weiß, wie sonderbar
Wir Menschen sind.
Wie? Ich sei angetrunken? O nein, nein! Nein!
Ich bin völlig besoffen und hundsgefährlich geistesgestört.
Aber sechs Pfund sind immer ein Risiko wert.
Wart nur, ich erzähle dir schnurrige Sachen.
Ich weiß: Du wirst lachen.
Ich weiß: dass sie dich auch traurig machen.
Ich bin etwas schief ins Leben gebaut.
Wo mir alles rätselvoll ist und fremd,
Da wohnt meine Mutter. –
Quatsch! Ich bitte dich: Sei recht laut!
Ich bin eine alte Kommode.
Oft mit Tinte oder Rotwein begossen;
Manchmal mit Fußtritten geschlossen.
Der wird kichern, der nach meinem Tode
Mein Geheimfach entdeckt. –
Ach Kind, wenn du ahntest, wie Kunitzburger Eierkuchen schmeckt!
Das ist nun kein richtiger Scherz.
Ich bin auch nicht richtig froh.
Ich habe auch kein richtiges Herz.
Ich bin nur ein kleiner, unanständiger Schalk.
Mein richtiges Herz, das ist anderwärts, irgendwo Im Muschelkalk.
Bis zu seinem Tod, 1934 war das, lebte er mit Muschelkalk
zusammen.
Erst in einer winzig kleinen Wohnung in der Schwabinger Hohenzollernstraße
und in den letzten Lebensjahren am Sachsenplatz in Berlin.
No new input from the outside,
was my decision,
but my way of selecting
from Rosenzweig's letters
and then composing the selected parts
into a new sculpture,
seemed to be reflected
in what I've been watching
day after day in the pool:
the different kinds of trees
in an ever changing composition,
depending on the perspective
I choose,
while swimming and swinging
and singing
in the water.
Today I asked the guard
if he could fulfil a strange quest:
to take away the parasol
which was there to protect him,
so I could take an undisturbed picture.
I took it from across the pool,
then I entered the pool
from that opposite side
and moved - in the water -
slowly towards the side of the trees,
changing the perspective a little,
to hide an ugly pole
and to get the red bougainvillya
into the composition .
The
main actors in Franz Rosenzweig's drama of love, truth
& death:
Margrit Rosenstock-Huessi, with whom he fell in love
in February 1918,
"Eugen" = Eugen Rosenstock, Franz' closest
friend & "peer"
since 1913
and Gritli's husband since 1914.
"Rudi" Ehrenberg - Franz' cousin and "peer"
-and his wife Helene.
I now [August
5, 2008] want to start copying
the passages,
which I've noted as "relevant",
since I first began to read
the more than thousand letters of Franz Rosenzweig to Gritli.
Relevant for me are what I perceive
as Rosenzweig's three main desires,
and the way he denied the unfulfillment these desires:
- the desire for wholly living his love
for the one woman, whom he believed was "like himself"
- the desire for learning and creating
together with peers "like
himself",
- the desire to bridge between being a Jew & being a German,
not only for himself, but for all Jews - in pre-Nazi Germany....
August
27, 1918
Liebes Gritli, also schon jetzt in Kassel! ich hoffe im Stillen,
Ihr seid doch noch auf der Terrasse untergekommen, denn Platz
ist ja. ... Und ich möchte mir euch doch auch gern einen
Augenblick im grünen Zimmer vorstellen dürfen. - Das
"grüne Zimmer" - es ist eigentlich eine Kriegserrungenschaft
für mich oder gar erst eine Urlaubserrungenschaft, früher
war es mir gleichgültig; wohl erst durch dich habe ich
ein Zuhausegefühl dafür gekriegt, und erst seitdem
ist es - nun eben das grüne Zimmer.
...Glaubt Eugen wohl an den Hass der Franzosen gegen die Amerikaner
(früher mussten es die Engländer sein) von dem Schweizer
erzählt? Aber der Hass der Bundesgenossen untereinander
übersteigt ja überall, auch bei uns, den gegen den
Feind - einfach weil man die Bundesgenossen auf die Nähe
hat und zum rechten Hass gehört Nähe wie zur Liebe,
nein mehr als zur Liebe. [2011_07_07-I remember the story
of Hans Bender about the prisoners in Russian captivity after
World War II, which I
read again today - with pain...]
...Nun aber das andre: eine von Buber aufgezeichnete
chassidische Geschichte: "Unsre Weisen
sprachen: "Wisse was oberhalb von dir ist".
Das deutete der
Apter
(die Rebbes heissen nach ihren Orten: der Rischiner, der Serer
u.s.w.) also: Wisse was "oberhalb"ist von dir.
Und was ist dies, was oberhalb ist? Ezechiel sagt es: Und auf der Gestalt des Thrones eine
Gestalt
anzusehen wie ein Mensch darauf oberhalb
Wie kann das von Gott gesagt werden? Heisst es doch: Wem wollt ihr mich vergleichen, dass ich
gliche, spricht der Heilige Und ebenda: "Welche
Gestalt wollt ihr mir vergleichen?
Aber es ist so, dass die Gestalt, anzusehen wie ein Mensch,
von uns ist.
Es ist die Gestalt,
die wir mit dem Dienste unsres wahrhaften Herzens bilden.
Damit schaffen wir unserm Schöpfer, dem Bild= und Gleichnislosen,
ihm selber, gesegnet sei er und gesegnet sei sein Name,
eine menschliche Gestalt.
Wenn einer Barmherzigkeit und Liebe erweist,
bildet er an Gottes rechter Hand.
Und wenn einer den göttlichen Krieg kämpft und das
Übel verdrängt,
bildet er an Gottes linker Hand.
Der oberhalb auf dem Throne ist, - von dir ist er." -
Diese Geschichte ist Eugen unzugänglich ..., weil er die
Kluft nicht spüren darf, die in ihr geschlossen wird, das
"Wie kann das von Gott gesagt werden".
Nicht spüren darf, nicht eben bloss nicht spürt.
Du spürst sie ja von Haus aus auch nicht,
aber du kannst sie nachspüren, ohne dich zu verlieren.
Erzähle die Geschichte ihm lieber also nicht. ...
Wird er wohl diesmal Trudchen kennen lernen?
ich wünschte es sehr.
Aber ihr seid vielleicht, oder fast sicher, jetzt nur ein paar
Tage in Kassel
und erst vom Oktober an auf länger.
Früher als Ende Oktober kriege ich ja auch im günstigsten
Fall keinen Urlaub.
So dass es also, wenn alles gut geht,
das Zusammensein zu dreien diesmal wirklich giebt.
Grüss ihn, und selber ------
ich bin dein.
Jecheskel
1,26 - Ezekiel
1:26 eine Gestalt
anzusehn wie ein Mensch
oben darauf
[July
6-7, 2011: I feel deeply connected with Ezechiel and this vision
on
this day..]
Jeshajahu
40,18 -Isaiah
40:18 Und wem wollt
ihr den Gottherrn vergleichen
was als Gleichnis ihm zupassen?
I, Christa-Rachel,
believe to understand
what Rosenzweig wanted to say with this Chassidic story,
and which he asked Gritli not to tell Eugen.
God embodied in human...
But I know better than
limiting the human to the one who embodies God
only when he (she?) shows compassion and love (="God's
right hand") and fights the divine war and pushes
away evil (="God's left hand").
I'm still refraining from comparing
myself with Rosenzweig.
There is such an amazing similarity,
but there is also such limitation in his thinking,
due, of course, to lack of information about what he calls "reality".
He would be proud of me,
that I can identify and conceptualize my own thinking
as contrasted to his.
I may analyze the commonalities and differences between us in
time.
But today - on the way to the pool - I felt truly sad
about this limitedness in the thinking of the Rabbi Heshel from
Apta,
with which Rosenzweig obviously identifies:
Showing Compassion and Love -
doesn't it have its horrifying shadow?
Is this not the experience of my seventy years
with myself and with people like Jesus of Nazareth?
Leave alone the outrageous sentence about
"fighting the divine war",
which frightens every man and woman on this planet in 2008...
It's a physical law, that fighting against something , someone,
will forever strengthen the thing or the person one is fighting.
And to push away, suppress, repress evil
- oh my dear father-in-love,
where was your mind,
when you repeated this without dissociating yourself from it?
August
29, 1918
Liebes Gritli - auf diesem Papier sieht meine selbstfabrizierte
Tinte ja gradezu mondän aus! Ich habe einen Tintenstift
dafür geopfert; andre brauen aus Beeren. - Ich schreibe
dir nun schon zum zweiten Mal nach Kassel - bist du wohl noch
da? Und wenn, weisst du zufällig, wo der Durchschlag von
dem Brief an Rudi sich herumtreibt? Wohl irgendwo in meinem
Schreibtisch, wahrscheinlich in der grossen Schieblade unter
der Schreibplatte. Wenn du ihn ohne Mühe finden kannst,
so schick ihn mir bitte, oder bitte Helene, dass sie mir das
Original schickt, wenn sies dahat. Ich möchte gern vergleichen;
aus dem, was damals nur Anläufe in die Sache hinein waren,
sind ja inzwischen eigene Sachen geworden. ...
August
30, 1918
Liebes Gritli, was wird das für einen Urlaub geben, das
nächste Mal, "Montmedy" und "Kassel"
in einem. Eigentlich müsstet ihr doch für die Wochen
einfach zu uns ziehn, selbst wenn ihr übrigens eine Wohnung
gemietet habt. - Die Infanteriewolke scheint sich verzogen zu
haben, vielleicht weil man für September hier selbst allerlei
erwartet; ich kann mich nicht viel damit abgeben, wiel ich zu
viel zu tun habe. Heut früh habe ich einen Plan für
das Ganze gemacht;... vielleicht bis ich ganz fertig bin ist
der Krieg alle. Denn ich weiss wirklich nicht was ich dann noch
im Krieg soll. Mehr als mein System schreiben kann ich doch
nicht. Für alles andre müsste es Frieden sein.
Ach Gritli - alles andre. Manchmal habe
ich mich wohl davor gefürchtet und den Krieg wie eine letzte
Atempause vor der Hetze des Lebens empfunden; aber im
Grunde sehne ich mich jetzt danach, nach dem was kommt, nach
"allem andern". Und vielleicht waren diese Jahre auch
in meinem eigenen Leben nicht sinnlos - eine
Talsperre an der ich mich erst hochstauen musste; nur sehr wenigen
ganz grossen und starken Strömen genügt es, bloss
entsprungen zu sein, und selbst die brauchen noch den Glücksfall
starker Zuflüsse, oder ein natürliches Staubecken
wie den Bodensee. Nun einerlei - und du hast mir vielleicht
meine Theorie von der "Lücke im Leben" nie recht
geglaubt, wie solltest auch du grade es geglaubt haben! es wäre
viel verlangt! nein, es ist keine Lücke.
Tag folgt auf Tag und Augenblick auf Augenblick. Im Tag und
Augenblick - Dein.
Liebes Gritli, es kamen zwei Briefe von dir
auf einmal. Liebes, liebes - es war gut so, dass sie auf einmal
kamen, denn nun halte ich mich still und schreibe dir kein dummes
Zeug - und warte dennoch weiter, denn es giebt wenige Dennochs
auf Erden, um die mein Glaube und meine Hoffnung so unvertreibbar
herumkreisen - und meine Liebe auch, geliebtes Gritli -
Ich mag dir heute nicht weiter schreiben, keine
"Antwort". Gritli - das helle verschim-mernde Kinderhaar
- ich kann dir heute auch nicht unterschreiben, als wenn ich
h i e r wäre; ich
bin ja bei d i r
September 2, 1918
Du brauchst dich nicht zu kümmern,
wenn du mir mal nicht schreibst. Ich fürchte eher, dass
ich dich manchmal zum Schreiben bringe, wenn du schlecht kannst,
- einfach wie deine Freundin jetzt, weil Frage Antwort erzwingt.
Freilich - wenn dann heut Abend nichts von dir da ist - nein
es ist schon besser, Gritli, du schreibst.
Ich habe die grösste Scheu Briefe
zu verbrennen. Wenn es nicht ganz grob notwendig war, habe ichs
nie getan. Das Wort verweht, oder
vielmehr ver-wandelt sich in die Ant = wort. Aber das geschriebene
Wort, die Schrift überhaupt bedeutet ja, dass der Mensch
sich nicht begnügen wollte mit Augenblick und Gegenwart,
sondern sich Dauer schuf, Brücken über die Entfernungen
im Raum und in der Zeit. Was also diese Probe bestanden hat,
die Probe der kleinen Dauerhaftigkeit - und die hat auch das
flüchtigste geschriebne Wort bestanden -, das braucht sich
auch vor der grossen Dauer nicht zu fürchten. Ich schrieb
dir neulich vom Vergessen. Gesprochnes Wort mag man vergessen,
geschriebnes muss man ver-wahren - wenigstens solang man selber
"verwahrt wird", eben so lang man lebt.Das
Menschenleben ist die grosse Dauer, für die das Geschriebene
Wort mit seinem Überwinden der kleinen Dauer seinen Befähigungs-nachweis
erbracht hat. Die Briefe, die
ich von jemandem habe, sind mir wie ein Stück seines Lebens,
das in meine Verwahrung gelegt ist; ich hätte beim Verbrennen
glaube ich ein Totschlags-gefühl;
deshalb kann ich es auch bei gleichgültigen Briefen sehr
schwer; selbst Einladungen habe ich, wenn sie geschrieben waren
meist aufbewahrt. Die Flüchtigkeit, die auch das schriftliche
Wort hat, wird wie beim mündlichen, aufgenommen und aufgelöst
in die Antwort. Ein beantworteter Brief ist nie mehr "zu
intim". Nur solange ein Brief noch ohne Antwort ist, solange
denke ich mit Zagen und mit Scham daran, aber die Antwort einerlei
wie sie ist nimmt ihn auf, tilgt das Flüchtige an ihm,
und was bleibt ist das Dauerhafte.
Probably
in autumn 1918
Lieber Eugen, kennst du die bei den Wiltfebern* gebräuchliche
Umformung des Kreuzes in das "altgermanische" Hakenkreuz
...?
Und die Erklärung des Hakenkreuzes als - "Sonnenrad"?!
Ist der Feind im eignen Hause nicht auch
hier wieder der gefährlichste? Wie harmlos ist dagegen
Nippons aufgehende Sonne.-**
"Wir sind nie mehr von einander entfernt
als wenn wir beide das Gleiche vollbringen"***(in
Greek letters: ) autos ephas****
** Einheimischer Name fuer Japan. Die chinesischen Zeichen fuer
Nippon bedeuten "Sonnen-Ursprung".
*** Zitat aus einem Gedicht von Eugen Rosenstock, abgedruckt
in: Rosenstock, Judaism despite Christianity, S. 175
**** Du selbst hast's gesagt - Abwandlung
einer Wendung der Anhaenger des griechischen PHilosophen Pythagoras
, die statt rational zu argumentieren lieber auf Aussprueche
ihres Lehrers mit der Einleigungsformel 'autos efa' - "Er
selbst hat es gesagt" verwiesen.
September
3, 1918 - missing in Mayer's edition
Liebes Gritli, es ist dumm, dass ich mich so in den "15ten"
festgerannt hatte; es war aber so traurig, das Alleinschreiben;
ich spürte die Entfernung so; weiss man oder darfs glauben,
dass der andre auch schreibt, so ist gleich die Gleichzeitigkeit
da und Zeit und Raum vergessen. Gewiss kommt es nicht auf Briefe
an, so wenig wie auf Worte, aber es ist hier wie bei so vielen
Dingen ein "Doch" dabei: grade
weil sie "unvollkommen" und zufällig sind und
Stückwerk, und das was man voneinander im Herzen trägt,"ganz"
ist, grade deshalb brauchen wir sie. Das Ganze und Vollkommene,
das was wir von einander in uns tragen, das kann uns kein Tod
und keine Macht rauben, aber die Süsse des Lebens fehlt
ihm, die giebt erst das Unvollkommene, das Täglich = Alltägliche,
der Augenblick und Zufall. Ohne das werden wir uns statuarisch
und kriegen Heiligenscheine. Und das soll nicht sein, solange
wir leben. Deshalb dürfen wir uns vor dem "bischen
Bewusstsein und Wirklichkeit" nicht drücken und unsrer
Armut nicht schämen, sondern müssen entschlossen unvollkommen
und "gelegentlich" sein, damit unsre Liebe nicht paradisisch
wird, sondern lebendig bleibt, solange wir eben leben.
Die Heiligenscheine wachsen sehr leicht; man muss sie sich
täglich rasieren - weiter nichts sind Briefe. Grade weil
sie nie so "herrlich" sein können wie das stumme
Glück des Einandergehörens - grade deshalb halten
sie einen nicht "hoch", aber lebendig. ...Er [Rudi]
steckt auch so schrecklich im Krieg allerschlimmsten Westkalibers
drin [Während des ganzen Ersten Weltkriegs
war er als Stabsarzt an der Westfront eingesetzt. Im Verlauf
des Krieges wurde ihm das Eiserne
Kreuz 2. Klasse verliehen] , dass es mit Schreiben
nicht viel ist. Ich sprach dir einmal in Leipzig davon. Bekümmere
dich aber nicht darüber; das wird auch noch gut werden,
wenn ich auch noch nicht sehe wie; aber ich bin ganz gewiss.
Übrigens die
Predigten wollen wirklich von Anfang an gelesen sein, bring
doch Eugen dazu, ...und da das alles Unsinn ist, so muss er
eben auch an Rudi herankommen und Rudi, der gegenwärtige
Rudi, steckt ganz in den Predigten, wenn man sie nur auch richtig
als ein Ganzes (oder vielleicht Fragment eines Ganzen) liest.
Dies ist ja ein richtiger Erpresserbrief und es ist gut dass
dieser Passus in dem Brief an dich steht und nicht an ihn; kau
ihn erst gut vor, ehe du ihn ihm gelegentlich weitergiebst.
Überhaupt - aber es ist doch sonderbar, jetzt im Krieg
sieht man in so etwas [was he wounded?]
was man im Frieden nur tragisch genommen hätte fast mehr
die gute Seite, dass er doch nun auf Monate, wahrscheinlich
auf viele Monate zuhause sein wird und möchte ihm beinahe
gratulieren. Denn schliesslich, da es
doch keinen Frieden mehr geben wird, was bleibt einem
eigentlich andres übrig. ...Mach ihm einmal leise, ohne
dass er es weiss (weil es sich ja nicht gehört), auch eine
Eia von mir, so unauffällig zwischen deinen eigenen. Und
sei nicht traurig, wirklich nicht. Sei gut. Ich
habe dich lieb. Dein
Franz.
September
3, 1918, to Eugen
....Wieviel nichtkatholische Menschen auf der Welt, aber auch
nur in Deutschland, überhaupt wissen, was das "Reich"
ist? Ich glaube, man kann sie an den Zähnen abzählen
(was übrigens greulich aussähe), und wenn man die
Juden und Judenstämmlinge weglässt, an den Fingern
einer Hand. Der letzte Punkt ist der merkwürdigste, 1918
p.Chr.n. Der Deutsche +), wenn er sich
von dem Bauchdienst der "Nation" losgemacht hat, verfällt
gleich dem Gehirnfimmel der "Idee". Er ahnt nicht,
dass beides Götzendienst ist und dass Gehirn und Bauch
Glieder sein müssen des [lateinisch]
Corpus = (griechisch)
Soma. Fichte ist der eigentliche Feind; und es gehört
zu den Krausheiten des Augenblicks, dass er in diesem katholischen
Krieg von der Majorität der deutschen Intellektuellen erst
heroifiziert worden ist .
Dass das Examinieren zum Dozieren gehört, hatte ich noch
nie bedacht. Es ist aber wahr. Dein
Franz.
+) ich lese die Brüder von Rhoden.*
In
a website about "Memory-Literature" concerning First
Word War,
I discovered a note:
Rohden, Gotthold v. (Hg.): Zwei Brüder. Feldpostbriefe
und Tagebuchblätter der Brüder Heinz und Gotthold
von Rhoden, Tübingen 1918. -
Obviously one of the brothers was killed..
The same edition is mentioned in the website (also English)
"War Letters".
A note in Mayer's edition points to a different editor:Hans
Philipp, Briefe der Brueder von Rhoden.
September
4, 1918
Liebes Gritli, ich muss dir wieder mal vom "Stern"
erzählen, - grade weil du ihn ja nachher wenn er fertig
ist doch nicht lesen kannst; er wird sehr schwer, wenigstens
nach dem Teil zu urteilen, den ich jetzt schreibe. So muss ich
dich jetzt, solange er noch bei mir ist daran teilnehmen lassen.
Das Schreiben selbst ist ja gar nicht so schön; es ist
mehr Arbeit. Das Herrliche aber ist das blosse daran Denken,
wobei dann die Notizen entstehen. Ich
spüre fast körperlich die Gedanken in mir wachsen
und sich verzweigen, und spüre wie immer wieder aus den
gleichen Wurzeln die Säfte in die neuen Zweige steigen.
Das ist ein Gefühl, um das es sich schon allein lohnte
zu leben. Der Zusammenhang, den alles ver = und zerstreut Gedachte
von Jahren her in so einer Zeit plötzlich bekommt. Heute
ist mir deutlich geworden, nachdem es schon ein paar Tage in
mir gebrummt hatte, wie meine Gedanken über die Sprache,
die ich vor 2 Jahren zuerst formulierte (von der Sprache als
der Mitte zwischen den zwei Sprachlosigkeiten des Nochnichtsprechenkönnens
und des Nichtmehrsprechenbrauchens, zwischen der Stummheit des
Steins und dem Schweigen Gottes) (was jeder doch im Leben erfährt:
erst kann er nicht mit jemandem sprechen, nachher kann ers und
zuletzt hat ers nicht mehr nötig - man versteht einander
auch ohne Worte) wie das sich jetzt in das Ganze einfügt
und in all seinen Teilen hervortritt. ...
Ich schicke euch nächstens doch die Rhodenschen Briefe.
Es ist doch etwas Grosses, obwohl greulich ätherisch. -
Das Breuersche
"Judenproblem", ein, obwohl aus der schwärzesten
deutschen Orthodoxie kommendes, trotzdem grundgescheites und
von richtigen Formulierungen vollgestopftes Büchelchen
schicke ich dir nicht, obwohl ichs täte, wenn du allein
wärest. So aber habe ich eine Scheu. Ich könnte dir
sagen und schicken, was Eugen nicht haben soll, aber nicht,
was er nicht haben kann. So ists vielleicht etwas zu scharf
gesagt, aber doch, so etwas ähnliches ist es. Es sind eben
Worte.
-
Ohne Worte – Dein.
September 5, 1918
.....Die Ehe ist wirklich "ein grosses Geheimnis"
[Ephesians
5, 31] . Und so ist es auch bei Frau Cohen. Ich weiss
ja da viel weniger und war mir bis jetzt meiner eigenen Wahrnehmungen
nicht sicher. Aber jetzt bin ichs. Cohen
hat über sie hinweggelebt mit seinem Eigentlichsten. Mit
vielem Einzelnen wohl nicht, aber mit dem Eigentlichsten doch.
Die Liebe hat sie das, solange sie zusammen waren, nie empfinden
lassen, wahrscheinlich. Sie hat die beiden eben eingeschläfert.
Diese Fremdheit von ihr zu ihm habe ich immer ganz krass empfunden,
fast schmerzhaft, weil ich ja von dem Eigentlichsten und nur
von dem Eigentlichsten bei ihm festgebannt war.
Wie könnte es denn sonst sein, dass sie offenbar so gar
nichts, ga r nichts
von dem verspürt, was mir täglich mehr erstaunlich
wird und doch sich nicht wegdisputieren lässt: dass ich
noch nie einen Menschen gekannt habe, dessen Tod so sehr quantité
négligeable [franzoesisch: zu vernachlaessigende
Groesse] ist; ich vergesse immer wieder, dass er tot
ist und wenn es mir dann einfällt, erschrecke ich nicht
darüber; es ist ja wahr - aber was macht es!! Das Lebendige
an ihm ist nicht tot zu kriegen gewesen. Sein letztes klares
Wort soll gewesen sein: "Ist es nicht
schade um mich?" Ja wirklich, und weil es schade
um ihn gewesen wäre, so hat der Tod eben keine Vollmacht
über ihn bekommen. Wie fern ist
sie ihm geblieben, dass sie davon nichts verspürt. Aber
es ist nicht ihre Schuld sondern seine. Er hat den Kampf gescheut,
den es gekostet hätte. Es war in ihm etwas, was
sehr jüdisch ist (oder geworden ist), nämlich
unbeschadet und dicht neben der grössten Unbedingtheit
wieder ein Fünfegradseinlassen. Ein sich selber Hinweglügen
und Hinwegtäuschen über das Misslungene oder Allzuschwere
und deshalb kaum Versuchte ... also er hatte in solchen
Fällen einen gewissen weinerlichen Ton, etwas unendlich
Rührendes, er bat gleichsam um Entschuldigung für
die Unvollkommen-heit der Welt -: "was
wollen Sie"; es war alles durcheinander: Skepsis
und Illusionsfähigkeit und Glauben und Verzweiflung. Aber
diese allermenschlichste Mischung hat
ihn dann wohl auch gelegentlich am Möglichen verzweifeln
lassen, besonders wo nun gar die Liebe den Mangel von beiden
Seiten zudeckte. [1.
Peter 4:8 ] Und das war wohl
hier. Nun "rächt" es sich, und sie zahlt den
Preis nach für die Leiden, die ihr in der Vergangenheit
widerrechtlich erspart geblieben sind. Noch etwas; weisst
du was sehr stark bei diesem Einschläfern beteiligt war?
die Gemeinsamkeit in der Musik. Musik ist die allergefährlichste
Kunst, sie gewöhnt einen an die Stummheit des "unter
dem Wort" und wiegt einen in den Glauben, es wäre
das Schweigen "jenseits der Worte". Es ist ein Stück
Selbstzucht, das nicht zu verwechseln und die Musik befördert
die Verwechslung.
Ich habe noch allerlei auf dem Herzen, womit ich hätte
anfangen sollen, was mir dein Brief aufgerührt hat. Meine
ruhige Zeit ist aber um; so verschiebe ichs auf morgen. - Stummsein
war auch hier leichter und bedrückt doch; ich hoffe Worte
zu finden. - Ich
liebe dich.
September 8, 1918
....Und heut Abend kommst du wieder [via
her letter?] - du kannst es wirklich ruhig riskieren,
das Land ist hinreissend schön, auch in dieser brennenden
Hitze, am schönsten abends wenn die nahen Berge in der
klaren nackten Plastik des Sonnenuntergangs stehen - man geht
über einen Berg hinüber, - die Sonne ist schon hinunter,
- die weite Ebene dämmert und die fernen begrenzenden Berge
schweben ganz körperlos wie blauschwarze Schatten in die
Nacht hinein. Ich laufe immer ein paar Minuten hinter den andern
her, damit ich das alleine habe, ohne Volksgemurmel.
Auf Wiedersehn heut Abend, Gritli – Dein.
September 10, 1918
Gritli, mit deinem Griechisch habe ich etwas angerichtet. Schon
bei Eugen muss ich immer lange an seinem Latein, das er in unbegrenztem
Vertrauen auf meine Gymnasialbildung seitenweise mir schreibt,
herumstudieren. Denn ich kann zwar ein lateinisches Buch lesen,
aber deshalb trotzdem nur sehr schwer einen einzelnen Satz oder
Absatz, wo eben jedes Wort für sich verstanden werden will
und nicht alles sich gegenseitig übersetzt und
erklärt. Und nun schreibst du auch schon Griechisch.
...Aber noch etwas fiel mir ein [obviously
to the verse Matthew
6:28]: Sind denn die Lilien in Palästina Feldblumen
wie Klatschmohn und Kornblume? und so etwas muss doch gemeint
sein; (griechisch) argos ist nur das
Ackerfeld, nicht campus überhaupt. Oder
hat Luther einfach die Lilie gesetzt für irgend eine exotische
Blume? wie ers bei Tieren wohl macht. - Jetzt habe ich dir
eine philologische Predigt gehalten, wozu mir zwiefach das Recht
fehlt, erstens wegen der Philologie und zweitens wegen der Predigt.
Sollte der Pfarrer die Leute unglücklich machen? dann
müsste er noch einen Schritt weiter gehen und sie auch
schuldig (vor sich selber) machen. Indem er ihnen sagte: der
Krieg hört nicht auf, weil du, du da, noch - zu kriegslustig
bist. Und das zu jedem gesagt. Wer hielte das aus? Wo
die ganze Kriegsmoral darauf herauskommt, den andern zu beschuldigen,
das andre Volk - es hat angefangen - , die Bundesgenossen -
sie haben versagt - , den anderen Stand, das Land die Stadt,
die Stadt das Land, jeder seinen Nachbar, immer den "andern".
Nie "ich bins".
September
11, 1918
.....Alle Bilder, die von einem Menschen auf der Erde herumlaufen
gehören zu ihm, und will ich ihn ganz, so ziehe ich alle
diese Bilder, auch die Karrikaturen, auch die Pamphlete, selbst
die Hassgesänge, in mein Bild von ihm hinein. Warum
soll in der Liebe nicht auch ein Lachen, ein Mitleid, selbst
ein Grauen mitklingen können. Ich will ja den Menschen
ganz lieben, ganz wie er ist, ich liebe ja keinen Engel, ich
liebe ja den Menschen, der"ist
wie ich"[see
June 24], der alles das Dunkle
in seiner Seele hat, auch hat, was ich in meiner habe. Ich liebe
eben nicht "das Lautere" (habe ich dir diese
Geschichte aus Warschau mal erzählt? keine jüdische
Geschichte). Ich möchte wohl, dass
meine Liebe lauter wäre, aber das was ich liebe soll nicht
lauter sein. Das war das Heidentum der Griechen dass sie glaubten,
die Liebe müsse das Lautere zum Gegenstand haben um selber
lauter sein zu können; deshalb haben Platon und Aristoteles
nur dem Menschen und den Dingen Liebe zu Gott zuschreiben können,
aber Gott keine Liebe zu den Menschen und zur Welt sondern nur
zu sich selbst. Sie wussten nichts von Gottes "Demut".
* Aber wir wissen davon und sollen es genau so machen und wen
wir lieben, mit Haut und Haaren lieben, in seiner Stärke
und seiner Schwachheit, den Wohlverstandnen
(d.h. so wie ers gemeint hat Verstandenen) wie den Missverstandnen
(d.h. anders Verstandenen, als er verstanden werden wollte);
auch das Missverstandenwerden gehört zum ganzen Menschen,und wie können wir mehr lieben als
wenn wir auch das Missverständliche des andern mitlieben.
... Und jetzt bist du ja schon
in Wildungen.
Geht doch auch mal zu dem Altarbild
in der Kirche; es ist ein alter Westfale aus dem frühen
15.scl., als deutsches " T r e cento"**
noch zart und still, ehe der grosse Rausch und die Krämpfe
und Gewaltsamkeiten beginnen, die bis Grünewald
führen und bei Dürer
gebrochen und auch zerbrochen werden. Das Edertal
habe ich dreimal gesehn, erst als Junge, noch als richtiges
ahnungsloses Waldtal, nachher das verödete, wo die Sperrmauer
schon stand und die Dorfreste in der Talsohle auf das Wassser
warteten, und endlich wie der See
zu 3/4 vollgelaufen war. Es war so eine Art Chidher
*** = Erlebnis
* Die Demut Gottes betont Rosenzweig auch sonst:
dazu etwa zweistromland S. 80f; Stern der ERloesung S. 185,
448; Brief an Gritli vom 13. Juni 1919
** Italienisch: 300, Abkuerzung fur 1200, bezogen auf den Stil
des 14. Jahrhunders in Italien.
*** Chidher, arabisch: "der Gruene", ein sagenhafter
wanderer in der islamischen Sage, der vom Finsternisreich zur
Lebensquelle kommt und dabei jung bleibt bis zum Juengsten Tag.
September
12, 1918
Liebes Gritli, ich darf
nach Üsküb, ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben.
Morgen Abend gehe ich fort, wenn bis dahin nichts dazwischen
kommt. Ich bin von der Abschreiberei ganz verdrallt. Zum Lesen
komme ich jetzt überhaupt nur ganz wenig, ausser den Zeitungen
noch so etwa eine Stunde am Tag. Ich bin immer noch an den Rohdeschen
Briefen; ihr müsst sie aber auch lesen, ich lese sie immer
langsamer und respektvoller. Der jüngere zwar ist erst
eben flügge geworden, noch jeder Zoll ein Wandervogel;
seine Geistigkeit erschöpft sich in den "beiden Abstinenzen".
Dagegen der andre ist Mitte 20 und eigentlich schon ausgewachsen.
...Dass er glänzende Beobachtungen über Kameraden
und Vorgesetzte macht - an den pikantesten Stellen leider Zensurlücken
- versteht sich.
Ich werde gerufen, einen abzulösen. Ist
das nicht sehr komisch?
Dein
Franz.
September 15, 1918
In Üsküb. Ich war grad lang
genug wieder draussen in der künstlichen Einsamkeit der
Front, um das gewachsene Leben hier recht geniessen zu können.
Über dem Gesicht einer Stadt liegt der Krieg doch höchstens
wie eine Schminke während die Landschaft draussen wehrlos
ist gegen die Furchen die er ihr eingräbt, die Erde wenigstens;
die Wolken und das Licht lassen sich auch draussen nichts gefallen.
- Ich schreibe wieder über Kassel; ein paar Briefe gingen
jetzt postlagernd nach Wildungen....
September 17, 1918
Liebes Gritli, - ich schrieb dir einmal vor
kurzem, ich wollte meine Liebe wäre lauter. Wie wenig sie
es schon ist, hat mir wieder der gestrige Tag gesagt. Es ist
eine harte aber notwendige Prüfung, wenn man das eigene
Herz unter diesen unermüdlich und unerbittlich fragenden
Begriff der Sünde stellt, der sich nichts abmarkten lässt
und der einem die Entschuldigungen und
Ausflüchte und Beruhigungen selber zu Sünden werden
lässt. ...Ich kann den Juni nicht vergessen, wo
sich unsre Herzen über dem Abgrund aller Möglichkeit
im gemeinsamen Glauben an das Unmögliche trafen. * Aber
die Unvergessene und Unvergessliche, o du geliebte Seele, ist
verschlungen jeden Augenblick solange wir leben in soviel ach
wie gern schon im nächsten Augenblick
wieder Vergessenes. Da können wir uns nicht gegeseitig
helfen, weder du mir noch ich dir; ... Liebes, wie mir gestern
einmal sehr dunkel vor Augen war, da ging mir ein Wort auf,
das ich von Kind auf kannte; wir sagen zu Gott: vergib uns um
deinetwillen, wenn nicht um unsretwillen.** Ich glaube, das
ist ein Lichtstrahl, dem kein Dunkel zu dicht ist - er bricht
hindurch. Da wurde mir auch das Geschehen dieser letzten Wochen
klar und zusammenhängend in den Grund meiner Seele, - ich
meine die unbegreiflich vorzeitig reifende Frucht des Systems,
denn eine Frucht ist es ja, auch wenn es gewiss nur Vorfrucht
ist.
Ich musste dir etwas von all diesem schreiben,
auch wenn es nur wenig und nur gestammelt ist. Behalt es für
dich. Ich bin deinem Herzen nah und du meinem. Liebe, liebe
----- Dein - Dein -
* See the letter to Gritli on
June 15 ** Im juedischen Morengebet ( "we
hu") heisst es: "Bei Dir ist die Vergebung, auf dass
Du gefuerchtet wirst. Nicht nach unseren Suenden tue uns, und
nicht nach unseren Missetaten verglt uns. Wenn unsre Missetaten
gegen uns aussagen, Herr, Tu's um Deines Namens willen."
I
now - on Tish'a be-Av , 5 PM, came across this letter about
"loving the whole person", including the misunderstandings
concerning this person. "How can we love more than when
we also love what in the other person causes misunderstandings."
This is the kind of statements of Rosenzweig, which are fantastic
in theory. But did Rosenzweig live up to it, especially after
January 1922? Can anyone live up to it?
Yet the point of this personal entry in hopefully hardly visible
letters is different:
What about loving myself, when I am misunderstood,
yes more, when I am slandered, maligned and distorted? Many
people in history were executed, because they were defamed,
and only after their death found to be not guilty. How did and
does such a person feel?
Why is this relevant for me - today,
during these hours?
I am not in danger to be executed, but I was - 2 hours ago -
in danger of writing a letter to my daughter - via my son and
daughter-in-love ("never write a letter to R. without checking
with us first!"...) in which I wanted to implore her, to
at least let go of her worst defamation of me. I wrote, in my
imagination: "I'm used to terrible slander. Like: I was
told, that when people who come to "Succah in the Desert"
ask, why Rachel wasn't there any longer, they were told: "because
she quarreled with the people who run the Succah and was evicted
by them!" (see
the truth) Or like: I was told that when people asked, why
Rachel was evicted (in that case I really was evicted) from
Metzoqe-Dragot,
they were told, that Rachel was a Lesbian and that - when school-classes
came to that hosting-business, she seduced little girls. - I
can live with defamations like these, my daughter, but I can
not live with what you claim - (as I heard from E. about a year
ago) - that, when you told me about your father's sexual abuse
of you, I said: 'He only wanted to be loving to you.' When you
started therapy in 2001, you told the story not only to me,
but also to your brothers, and after we had all decided, that
you three should make your father face your memory, I was present
, in the next room. The very fact, that you can claim now, that
I reacted to your pain with such a sentence, would make me doubt
the rightness of your memory with regard to the abuse, if I
had not had a similar experience with your father, shortly after
"it all" began between us, and I visited him in his
home. "Can you touch (or lick?) me..."and as "when
it all started", I as a German did not have the courage
to say "no" to a Jew and did what he asked. But in
that moment the door opened and in came his son, 14 years old
then. Next to the door was a window and he must have seen it
all. His father was appalled and said, that when his wife would
return to the house, he would tell her a story, in case his
son would share with her what he saw.
"I'll say, that you were so badly
attacked as a German, that I took you in my lap to comfort you."
I was never ever attacked as a German in Israel, not then in
1960 and not later. I felt terribly bad, the more so, as I also
felt disgusted. But my art of denial was even more perfect than
the one of Franz Rosenzweig... His wife, by the way, "bought"
the story. But feeling such shame about my entire story of self-victimisation
with Rosenzweig's son, your father, how on earth could I "comfort"
you, that he only wanted to be loving with you?
I came to understand, that you wanted to freeze our relationship
in 2003 and ever since, because you blame me, that I did "not
know" - like the Germans "did not know" what
happened in Auschwitz - and therefore did not protect you. And
I also heard, that you blame me for not having "seen",
what kind of licentious life-style you led following that experience
at the age of 15-16. I accept that you blame me for both. As
to the first "ignorance", I blame myself for having
been so often away for the sake of my "Partnership"
work. If I would have stayed at home - even though I would have
been in the study-room, while you and your father watched TV
- he would not have opened his zipper. I accept your blaming,
though I would have died, if I would not have done that Partnership
work, which I started, so that "my children will not
blame us, as my generation (1938) blamed our parents for not
having prevented the War, leave alone the Nazi atrocities."
As to your second blame, I also accept it, though I was not
ignorant then. But I was afraid to project on you my own morale
concerning sexuality. I had great pain then and felt utterly
powerless, - you are right - what a bad mother I was with concern
to this "subject". But I want you to exculpate me
from that defamation, for though it is tiny compared to those
huge blames, it causes me such terrible pain, probably because
I still haven't healed my own self-victimization with your father.
"
When I had finished spitting out all these words - in my imagination
- I remembered the sun eclipse code - which
proposes, that I now believe in my own healedness and wholeness,
- moving in private whatever holes there still might be triggered,
and that nothing would happen to this wholeness , if my daughter
would go on believing what she believed I had said . All the
nonsense , like "if you come to my birthday, we will not
be true to each other, it will all be a "playing as if"
etc. etc. simply fell away from me. I DO NOT
HAVE TO BE RIGHTEOUS AND RIGHT! And I certainly don't have to
burden my children with letting me be right and righteous.
My birthday wish was all I had to express - a desire for communication
between us. More than that or even pressing that desire - is
not necessary.
What was helpful to reach this serenity and peace so fast, was
also my experience with the song, through which I radiate my
desire to my daughter, the desire that she
may become healed and whole:
During all the last 7 days I'm focusing on the realization of
my birthday wish:
that my Six may talk to me in a circle of Seven, i.e. with me,
and tell me, for what they are grate-full on my 70th birthday
and of what they still suffer concerning their mother and mother-in-law.
My greatest hope was and is, that my daughter will finally complete
her healing and come back to me as a whole person, healed from
what only she knows has to be healed.
Some days ago I began to always choose the same "song of
the day": "taggidi",
tell me, my beloved child, why wasn't I priviledged to be good
for you?"
I've been rehearsing this song over and over and over again
on my way back from the pool - probably 70 times or more. There
were 3 tones, which I simply couldn't get. I recorded the 3
times these 3 tones appear separately, and again - after having
heard this cellphone recording perhaps 30 times, I still couldn't
get it. So today I found the tones on my keyboard, noted them
on a slip of paper, and then played the notes, while recording
them - without the confusing instrumental accompaniment of Etti
Ankri's singing. It was only today, that I saw something symbolic
in this incredible difficulty : the 3 words which belong to
the 3 tones are "la-ga'-at" - to touch. In the first
and second stanza:"how do you
know when one should NOT touch a close soul",
in the second stanza:"how do
you know when one should NOT touch a hurting soul",
and in the 3rd stanza: "how
do you know not to be afraid of TOUCHING love!"
"Asked to touch" physically, sexually was the nucleous
of our pain, yes "our" pain.
Knowing when it is right time and right manner to lovingly touch
a spouse or a lover, or our children, be it body or soul, this
has yet to be learnt. The embracing and kissing on both cheeks
etc., which has become the usage in modern society, is not helpful
in this. When Efrat demands from Mika to give me hug, it is
not to my liking and I shall win her over to no longer force
her. "You can demand from her to
greet me, when she sees me, or to thank me, when I deserve it,
but you must not demand from her to physically touch me, if
she does not want this. Nor do I like to be embraced by you
or anybody else, when I don't feel it is genuine. "
It is 18:50 now
and I hardly breathed during writing all this "off my heart",
as one says in German. I pray, that nobody, who is not benefitting
from this truthfulness, will see this entry. But since I am
committed to heal and create my life with the help of the computer
and the Internet, I want to be wholly truthful, and this entry
stands for many things which cannot be written about, since
transparency and truth are still something which trigger the
hell out of people.
July 10, 2011: A year ago my daughter felt ready for reconnecting
with me, very cautiously up to now!.
Addition
on 2009_11_12 Rosenzweig mentions God's "Humility" (see above September 11)
more than once.
June 13, 1918: "Ich habe deshalb im Stern
(II,1)
so gegen die Auffassung der Schoepfung
als eines goettlichen Liebesaktes ("Einsam war der Weltenmeister..") polemisiert;
sie nimmt der Offenbarung, was i h r gehoert.
Die Schoepfung sagt "Ja";
erst in der Offenbarung "verneint" Gott sich selber
(schenkt sich, "verkauft" sich, steigt hernieder,
ist "demuetig").
To
this the editors of the paper-book noted:
* (Schiller, Die Freundschaft
:"Freundlos
war der grosse Weltenmeister
Fuehlte Mangel - darum schuf er Geister,
Sel'ge Spiegel seiner Seligkeit..."
** Zu Gottes "Demut" etwa
Schabbat 67a, Sota 5a, Schir HaSchirim Rabba 3:9,
Stern der Erloesung S. 185, 448, Zweistromland S. 80f, zu Gottes "Herniedersteigen"etwa Exodus
19,20, Sota 5a, Stern der Erloesung S. 354; zu Gottes "Sichverkaufen"
etwa Schmot Rabba 33,1 (zu
Exodus 25,2),
Zweistromland S. 696, Stern der Erloesung S. 456.
I wonder, if Rosenzweig -
or the ancient sources - mention anywhere the verse, which is so crucial
for me:
"to walk humbly with your God"[put
into tune in April 2010]
It hath been told thee, O man, what is good, and
what the LORD doth require of thee:
only to do justly, and to love mercy, and to walk humbly
with thy God Micah
6:8
Ende September kam Rosenzweig als Fieber-Kranker
nach Belgrad in ein Lazarett
Belgrad,
September 30 , 1918
Liebes Gritli, die Feder will
noch gar nicht wieder, so lange habe ich dir nicht geschrieben;
das letzte Mal am 20ten aus der Stellung einen kurzen Brief
an dich, und einen langen an Eugen, die sind wohl schwerlich
noch durchgekommen. Es war eine ziemliche Hetze, die Nächte
immer irgendwie unterwegs; erst in Nisch hatte ich das Gefühl
aus der Mausefalle herauszusein. Jetzt hier in Belgrad werde
ich wohl ein paar Tage bleiben, obwohl es ein recht mässiges
Lazarett ist selbst für meine bescheidenen Ansprüche;
aber zum "holt a bissel ausrasten" - um mit dem Arzt
zu reden - genügts. Aber geschoren haben sie mich gestern
und das "wüste Gesicht" ist ohne den Ausgleich
der "schönen Haare" - ich finde es übrigens
gar nicht übel so. - Mir ist übrigens bei der Flucht
auch etwas verloren gegangen, wenigstens kommts mir bisher so
vor: der Mut zum * der Erlösung.
Was ich geschrieben habe gefällt mir nicht, und das Weiterschreiben
womit ich vorgestern so sachte wieder anfing, geschieht ohne
rechte Zuversicht. Das Gefühl der Unerschöpflichkeit
ist ganz verschwunden. Schade. Aber vielleicht kommt es wieder.
Jedenfalls schreibe ich zunaechst langsam weiter mit oder ohne
Stimmung einerlei, deshalb z.T. mache ich ja diese Lazaretttage,
ehe ich wieder zur Truppe gehe. - Politisch ist mir das alles
doch auch sehr auf die Nerven gefallen. Wenn ein Generalstäbler
an Nemesis [griechische Goettin der Vergeltung]
glaubte, so müsste es Ludendorf
jetzt. Dass der Krieg im Westen entschieden wird, hat sich ja
nun so weit bewahrheitet wie es sich bewahrheiten kann: verloren
werden kann er allerdings im Westen. Ohne das Prestigespiel
der Westoffensive wäre es hier unten nicht soweit gekommen
wie es gekommen ist. Ich glaube vorläufig nicht sehr fest
an eine Wiederherstellung der Lage hier. Die
Stimmung unsrer Mannschaften ist so defaitistisch wie möglich;
alles freut sich über jeden Misserfolg; der Staat existiert
nur in der dritten Person - "die da". Aber Revolution
giebt es trotzdem nicht; dazu gehörte - Mut.
Der gehört also zum Revolutionmachen und zum Systemschreiben
und ich habe keinen Grund "den Deutschen" etwas vorzuwerfen.
Übrigens würde ich noch nicht mal Revolution wünschen,
wenigstens von mir privat aus, aber das versteht sich ja. ...Selbst
wenn die Entente jetzt siegen sollte, so wäre damit weder
nur Deutschland besiegt noch nur England Sieger. Es giebt in
diesem Krieg nicht "weder Sieger noch Besiegte", sondern
jeder ist Sieger u. Besiegter. ...
Liebes Gritli, bis 14 Tage soll Post nach Deutschland gehen,
hörte ich gestern! da bin ich vielleicht selbst vorher
da, wenn auch nur auf kurze Zeit, denn ich habe doch sicher
keine Malaria; es müsste eine sehr leichte tropica gewesen
sein; sonst ist die Pause zu lang. Der Frieden kommt nun,
und ich merke plötzlich,
dass ich mehr für Deutschland übrig habe als ich wusste;
denn dieser masslose englische Sieg fällt mir aufs Herz;es bleibt ein trauriger kleinbürgerlicher kontinentaler
Mittelstaat übrig, und das nach den Hoffnungen dieser Jahre.
Die Parlamentarisierung wie sie jetzt geschieht ist ja nur Blamage.
Vielleicht würde ichs anders ansehn, wenn ich nicht schon
wieder aus sicherem Hintergrund spräche, als ein Etappenschwein.
Die Nurfrieden = Stimmung versteht man doch nur an der Front
und in der hungernden Heimat, nicht in der kugelsicheren und
wohlgenährten Zwischenzone, genannt Steppe.
October
5 , 1918
Lieber Eugen .....
Dass ich als Jude schreibe ist die ganz undiskutierte Voraussetzung,
genau so undiskutiert wie dass ich als IchFranzRosenzweig schreibe.
Und daher kommts auch, dass ich in diesem Buch ganz ruhig in
Chiffern schreibe, viel mehr als irgend ein Leser merken kann.
Ich schreibe ja wirklich nur vor mir selbst. Selbst die Beziehung
zur protestant. Universität, die ich festzuhalten suche,
halte ich nur deshalb fest, weil ich mein wissenschaftl. Gewissen
in diesem Laden gekauft habe und es also ("unbegrenzte
Garantie für dauernd richtigen Gang") zwecks Reparatur
immer wieder dorthin bringen muss.
.....Über M. stimmen wir ja genau überein.
Aber gegen das Leiden dieser Deutschen,... ist dein Leiden (und
nun gar meins, das ja doch beinahe schon mehr Mit = leiden ist)
ein Kinderspiel. Sie sitzen wirklich im Dunkel und jammern auf
den Trümmern ihres Jerusalem, ohne dass eine Stimme ihnen
"Tröstet tröstet mein Volk"
(Jesaja
40,1) predigte
Die Zeit, wo du fortwährend neue eigne
Zeitschriften für uns gründen wolltest, muss vorbei
sein; es ist ja das, was ich dir im Sommer von Leipzig aus schrieb;
man hat doch immer ein Vorgefühl dessen was kommen muss.
Ich weiss jetzt auch, warum ich Amerika nicht
vorausgesehen und vorausgeglaubt habe, und du und Hans wohl.
Um K a t a s t r o p h e n vorzufühlen,
muss man aktiv mitleben. Wer passiv mitlebt wie ich, kann nur
wissen, was ist und etwa noch was wird, aber nicht was sich
ereignen wird.
Das Licht will ausgehen und ich bin nun zwei Tage nicht zum
* und, obwohl ich seit gestern früh
lauter Briefe von ihr kriege, auch nicht zum Brief an Gritli
gekommen. Grüss sie und sag ihr - oder sags auch nicht
---- Dein
Franz.
"The geographic south pole, 90 degrees
south latitude. Aug. 1-4, 2008
Normally, the South Pole is snow white, but on August 4th, the landscape
around 90o S turned vivid green.
What happened? A plasma bullet struck Earth's inner magnetic field,
sparking bright Southern Lights.
In the deep Antarctic night, everything turned the color of aurora
australis."