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2009
Poems by an old friend
Hanne Thiemann-Zickfeld
Mittag im Winter Dies sind meine Wunder: Morgen für Morgen die Schale Tee. Die Stare hoch oben im leuchtenden Blau, vertieft in das Strömen der Sonne. Seidig die Eisesluft auf den entblößten Händen und verwunschen das Spiel, das ein Rotkehlchen mit mir treibt: im Gesträuch sich verstecken und das Staunen im schwarzen Aug. Sehnsucht, gebannt in den Zug, der unterwegs in die Ferne mich streift. Das bunte Gefieder des Spechtes, der mir einen Lidschlag lang traut. |
Nördliche Heimat Ich weiß nicht, wann der Feigenbaum blüht, nicht, wann der Ölbaum die Blätter verliert noch kenn ich den Rhythmus, der schmal die Agave hinauf wirft ins Licht. Aber ich weiß wie die Pappel morgens im Regen zu duften beginnt. |
Wünsche Ich wollte, die ziehenden Wolken träfen mich mitten ins Herz, ich wollte, das Blaue vom Himmel neigte sich erdenwärts. Ich möchte mit Flüssen fließen, schweben mit Wolken weit - aufstehen, gehen und sterben, zum Wiederkehren bereit. Ich wollte, ich würde fliegen oder Ströme rissen mich mit - endlich am Grunde liegen, eins mit der Erde Schritt. |
Holunder Als käm ich von anderem Stern, so bin ich unter euch: fremd. Nah dem Holunder, nah den sterngleichen Blüten im Morgenlicht, gefiltert durch üppiges Laub. Näher bin ich dem Duft des Holunders als euren Worten, die mich nicht meinen. Über das Herz legt mir der Morgen den alten Schatten Vergeblichkeit. |
Tritt ins Bild Tritt ins Bild der Gegenwart, laß dich nicht von Schemen schwächen, sieh die Berge, spür den Wind - mattes Rot vor Ockerflächen. Fremde Farben, ferne Klänge, schwarz der See,grün aufgewühlt. Lichtblau liegt die schwere Blüte in der Hand, die Nähe fühlt. Und ich übe lassen – lassen: alles Gestern, alles Glück, will den einen Traum erfassen: hol mir Gegenwart zurück. |
Vogesen Als Perlenschnüre rinnen Wasser stetig in einen Brunnen, den der Wind umschließt; das Rund der Berge schmiegt sich unter einen Himmel, der golden unter schwarzen Wolken glüht. In Einsamkeit bin ich geborgen von der Stille, die nur das Wehen kennt von einem Wind, der fernher kommt, die Gräser beugt, die Glockenblumen, und der die Wärme in den Nächten mit sich nimmt. Hier kann ich leben, ganz von dem umschlossen, was fern und fremd ist und doch nah: des Himmels spätes Leuchten und umflossen von Wolken flirrt der erste Stern, den diese Nacht gebar. |
Zürichsee, März Wolken. Aufperlend Sonne, zerschnitten von Schatten der Möwen, die von den kleinen Gewässern, ferne dem Meer. Kein Klagen. Kein Wort. Tauchen ins viel- völkrige Jetzt. Menschen und Masken |
Überfahrt Tränen, von Sonne gelöscht, Traum, in die Nacht verbannt, Atem im Lachen befreit, Sehnsucht innen gestillt. Wild ist der Möwe Flug. Brennt mich des Sturmes Gewalt, türmen sich Wellen am Bug: wohin wohl geht meine Fahrt? |
Präsenz Ich brauch nicht viel um einzutauchen in Leben, in die Gegenwart - nur Wolken, Wasser, Wind, das Schnarren der Haubentaucher, herb und zart. Alles ist hier, vor meinen Augen, zugleich in mir verwahrt seit langer Zeit und steigt empor, wenn ich die Stimmen höre, die um mich sind, zum Lebensspiel bereit. Ich brauch nicht viel, nur dieses Schimmern des Wassers unterm leichten Wind und Wolken, die er treibt durch große Himmel und die schon vor der Nacht vergessen sind. |
Auf Reisen Die Verse, mein Brot: ich schreib sie mir selbst und mein Herz häng ich hoch in den Mohn, da kann es blühn rot. Am Felsen zerschlag ich die Angst und dass mein Leben verloren ist und ich ohne Heimat: ich senk es ins Meer. Aber das Grauen kauert schon auf dem Sprung und das Licht reißt im blendenden Mittag mein Herz aus dem Mohn, ertränkt es in Schatten, stumm. |
Unterwegs sein So neu die Farbe des Tags, den ich anders als sonst verbring: schwarze Libellen im Flug und der Fluß, der ins Weite schwingt. Fremd der Geschmack diesen Tags, von singendem Grün erfüllt, wie es flimmert im sonnigen Licht, und schattig den Fluß verhüllt. Wie die Stunde weit sich dehnt: eine Katze nach langem Schlaf, mich geschmeidig mit sich nimmt in den lebendurchfluteten Tag. |
[no title] Wie ist mir das alles vertraut - aus einem vergangenen Leben ? Regen auf Bambus - in Kreisen Bewegt ist der Teich. Nichts sonst, nur Stille. |
Wandlung Stimmen im Schilf. Meine Zeit rinnt. Neben ihr, in sie verflochten, Stränge bunterer Zeit: Möwenzeit, Sand ohne Zeit, Windlied der Pappel, Steine am Grund. Jahre der Schwäne, Spatzengeschwirr und des Hauben tauchers Bericht aus seinem doppelten Leben: im Dunkel des Wassers und oben im Licht. Herbstliches Bild. Mondlos wächst Kraft mir aus innen. |
Glück Noch flimmert das Licht, noch rührt mich der Graugänse Schrei. Noch schreibt sich Leben mir ein, noch brennt mich der Sonne Gewalt. Noch verbirgt sich der Tod in der zerrinnenden Zeit, und nur der Sterne Präsenz zeigt, dass ich vergeh. Aber noch trink ich das Jetzt, fang mit den Händen die Luft, und die bedrohlichen Schatten deuten auf Länder des Lichts. |
Alter
Herbstlich der See,
wie Spielzeug verstreut
Möwen und Schwäne im kärglichen Licht,
das über die Wasser treibt,
nicht mehr wärmt.
In den Gärten noch
rosa das Spiel vor dem Verlöschen,
stumm blättern Rosen den Sommer hin,
mir vor den Fuß.
Nimm alles ins Schweigen
und weite dein Herz
von hier bis zum Tod.
manche
von euch wissen, dass ich "schon immer" Gedichte schreibe; erst
jetzt, in der Phase der Muße des Alters, komme ich dazu, an und
mit ihnen zu arbeiten. Damit sie nicht nur in der Schublade liegen, sondern
denen, die Freude daran haben, zugänglich sind, habe ich jetzt eine
website, www.wort-gefährten.de
,auf der ich immer wieder Texte einstellen
werde. Viel Spass damit! Über Rückmeldungen und die Weitergabe des links an Interessierte freue ich mich. Herzlich, Hanne |
In der Unruhe des vorletzten
Kriegsjahres kam ich in Polen zur Welt und die folgenden Jahre blieben
schwierig und karg. So dauerte es nicht lange, bis die seltenen Bücher,
die damals in meine Familie gelangten, für mich das Interessanteste
überhaupt waren. Zum 9.Geburtstag bekam ich etwas ganz Besonderes:
einen kleinen Band mit Gedichten, eigentlich für Erwachsene geschrieben,
aber für das Kind, das ich war, die Offenbarung. Die Verse, die Wörter
und Bücher überhaupt wurden mir verlässliche Gefährten. Irgendwann zwischen Kindheit und Jugend habe ich begonnen, selber zu schreiben und das ist mit einigen Unterbrechungen auch so geblieben. Die Texte kommen zu mir, sei es als Miniatur eines Augenblicks, sei es als Ausdruck oder Quintessenz von Lebensprozessen oder als Möglichkeit zu Selbstvergewisserung und größerer Intensität. Im Schreiben verdichtet sich mein Leben. Erst in der Freiheit des Alters habe ich die Zeit gefunden, an meinen Texten zu arbeiten und habe allmählich gemerkt, dass es Menschen gibt, die Freude daran haben, sie zu lesen: so sind sie nun hier zu finden. In unregelmäßigen Abständen werde ich neue und alte Gedichte einstellen Einzelne Gedichte sind bisher in der Jokers
Lyrikbank und im“ Jahrbuch für das neue Gedicht“, 2012,
der Brentano – Gesellschaft Frankfurt /.M. erschienen.
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